Zum Tot von Reinhard Conrad

Der geistige Vater unseres Baumlehrpfades, unser Baumfreund Reinhard Conrad ist am ersten Weihnachtsfeiertag verstorben.

Andreas Gronauer

 Ein Nachruf aus der OTZ von Uwe Müller 

Er war der beste Anwalt für die Geraer Bäume

Reinhard Conrad, Autor vieler naturwissenschaftlicher Beiträge in unserer Zeitung, ist tot.

Reinhard Conrad hat vielen Geraer Bäumen, an die aus Unverstand und Arroganz gegenüber der Natur die Säge gesetzt werden sollte, das Leben gerettet. Die Gehölze haben Reinhard Conrad überlebt.

Am 1. Weihnachtsfeiertag ist der engagierte Naturschützer und Publizist, der mit seinen naturwissenschaftlichen Beiträgen in unserer Zeitung eine große Leserschaft fand, im Alter von 68 Jahren einer schweren Krankheit erlegen.

Nicht alle Bäume konnte Conrad vorm Fällen retten. Aber er rüttelte die Bürger wach, schärfte ihr Gewissen und ihre Verantwortung für die Natur, wohlwissend, dass er sich den Zorn aus manchen Amtsstuben zuzog. Reinhard Conrad mobilisierte mit seinem naturwissenschaftlichen Sachverstand die Bürger und zwang die Verantwortlichen, sich den Kritiken zu stellen. Sie grämten sich, wenn er sie mit fundiertem Fachwissen konfrontierte, mit emotionalem Wortschwall technokratische Argumente wegwischte und mit feinem Sarkasmus bloßstellte.

Hunderte Menschen demonstrierten für die Kastanien an der Weißen Elster, woraufhin die Buga GmbH ihre Planungen für den Hofwiesenpark ändern musste. Hunderte kamen in den Küchengarten. Im Einklang mit der Natur zu leben, das ist eine Weisheit, die der studierte Mathematiklehrer Reinhard Conrad verkörperte und die er vielen Menschen mit auf den Weg gab.

Generationen kennen den Naturfreund als Pilzexperten. In der Nachkriegszeit hatte er erlebt, dass ein Kind und seine Mutter beinahe einen Grünen Knollenblätterpilz verspeisten. Er wandte sich der Pilzaufklärung zu, wurde 1970 in den Kreis der Pilzsachverständigen aufgenommen. Natürlich war er im Herbst beim Erntefest im Botanischen Garten einmal mehr ein gefragter Experte. Ende November stellte er bereits zum siebenten Mal Ungewöhnliches, Vergnügliches, Wissenswertes und Besinnliches zum Baum des Jahres im Naturkundemuseum vor, diesmal ging es um die Schwarzpappel.

29.12.2006    Ostthüringer Zeitung